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Weiterbildung zu Digitalthemen boomt immer mehr

Fast zwei Drittel aller Unternehmen (63 Prozent) bilden ihre Mitarbeiter zu Digitalthemen weiter. Das hat eine gemeinsame Studie des TÜV-Verbands und des Digitalverbands Bitkom ergeben, für die 504 Unternehmen ab zehn Mitarbeitern in Deutschland befragt wurden. Zum Vergleich: Vor zwei Jahren haben erst 36 Prozent der Unternehmen ihren Mitarbeitern solche Fortbildungen angeboten.

„Den digitalen Wandel in den Unternehmen müssen auch die Beschäftigen gestalten“, sagte Dr. Michael Fübi, Präsident des TÜV-Verbands, bei der Vorstellung der Studienergebnisse. „Mitarbeiter brauchen die richtigen Kompetenzen, um die digitale Transformation voranzutreiben. Eine moderne Weiterbildungskultur ist dafür der Schlüssel.“ Vier von fünf Befragten (78 Prozent) sind der Meinung, dass digitale Kompetenzen genauso wichtig werden wie fachliche oder soziale Kompetenzen. Weitere 18 Prozent halten digitale Kompetenzen in Zukunft sogar für die wichtigste Fähigkeit von Arbeitnehmern.

„Digitale Weiterbildung boomt. Eine gute Qualifikation und die Bereitschaft zu einer stetigen Weiterqualifizierung sichern langfristig Chancen auf dem Arbeitsmarkt und ermöglichen Teilhabe in der digitalen Welt“, sagte Bitkom-Präsident Achim Berg. „Weiterbildung und lebenslanges Lernen müssen deshalb raus aus dem Podiumssprech und rein in die unternehmerische Praxis. Digitalkompetenz gehört dabei in den Mittelpunkt.“

Lernen wird immer wichtiger

Nahezu alle Befragten sind sich einig, dass lebenslanges Lernen im Zusammenhang mit der Digitalisierung immer wichtiger wird (99 Prozent). Schule, Ausbildung und Studium reichen heute nicht mehr für das gesamte Berufsleben aus und müssen durch regelmäßige Fortbildungen im Arbeitsalltag ergänzt werden. Dieser Aussage stimmen 95 Prozent der Unternehmen zu. Die betriebliche Realität sieht in der Regel allerdings anders aus. Im Schnitt können Beschäftigte jährlich nur 2,3 Arbeitstage für Weiterbildungen nutzen. Dafür stehen jedem Mitarbeiter durchschnittlich 709 Euro zur Verfügung. Zum Vergleich: Ein Seminartag bei einem externen Anbieter kostet durchschnittlich etwa 450 bis 500 Euro. „Die Weiterbildungsbudgets sind in vielen Unternehmen knapp bemessen“, sagte Fübi.

Mit einem Anteil von 57 Prozent hat die Mehrheit der Unternehmen keine Strategie für die Vermittlung digitaler Kompetenzen. Zu Digitalkompetenzen zählen die individuellen Kompetenzen der Beschäftigten im Umgang mit Computern, Smartphones oder Tablets und bei der Nutzung von Software oder Apps, aber auch Grundkenntnisse im Programmieren. „Für die Weiterbildung zu Digitalthemen ist ein strategischer Ansatz sinnvoll und notwendig“, betonte Fübi. Daneben sei es notwendig, digitale Kompetenzen zeitgemäß zu vermitteln. „Berufliches Lernen muss Spaß machen und sich wie selbstverständlich in den beruflichen Alltag einfügen.“

E-Learning noch in den Kinderschuhen

Ein Mittel dafür sind digitale Lernmethoden. Zwar sind acht von zehn Unternehmen (79 Prozent) gegenüber E-Learning aufgeschlossen. Allerdings nutzt nur jedes dritte Unternehmen (32 Prozent) solche Lernangebote. „Noch immer ist die Weiterbildung in Deutschland vor allem durch konventionelle Präsenzformate geprägt“, sagte Berg. Dabei seien digitale Angebote viel leichter in den Arbeitsalltag zu integrieren und steigerten zudem Motivation und Lernerfolg. „Nie war es für Mitarbeiter einfacher, unabhängig von Zeit und Ort zu lernen. Zudem können die Inhalte besser und zielgerichteter vermittelt werden.“

Aus Sicht von Bitkom und TÜV-Verband sollten Unternehmen eine Weiterbildungskultur etablieren, um berufliches Lernen lebenslang zu ermöglichen. Grundlage dafür sei eine Weiterbildungsstrategie rund um digitale Kompetenzen und die Bereitstellung ausreichender finanzieller Mittel. „Digitale Weiterbildung ist kein Nice-to-Have, sondern ein Muss“, sagte Berg.

Neben stärkeren Anstrengungen der Wirtschaft könne die Politik die betriebliche Weiterbildung gezielt fördern. Bitkom und TÜV-Verband schlagen außerdem vor, in den Bundesländern Kompetenzzentren für digitale Weiterbildung und Arbeit 4.0 einzurichten. „Die Bildungszentren könnten als neutrale Anlaufstelle für interessierte Unternehmen und Arbeitnehmer dienen. Hier können zudem neue Bildungskonzepte entwickelt und in der Praxis erprobt werden“, sagte Berg.

Berufliche Bildung sei eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. „Unternehmen profitieren von digital qualifizierten Mitarbeitern. Die Beschäftigten bekommen ihrerseits bessere Jobs und bleiben auch im fortgeschrittenen Alter attraktiv für den Arbeitsmarkt. Kluge Köpfe sind das wichtigste Kapital im digitalen Deutschland. Daran müssen wir gemeinsam arbeiten.“

Die komplette Studie gibt es hier zum kostenlosen Download.

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