E-Mail

BSI warnt vor neuer Schadsoftware Emotet

Gefälschte E-Mails im Namen von Kollegen, Geschäftspartnern oder Bekannten – Software, die ganze Unternehmensnetzwerke lahm legt: Emotet gilt als eine der gefährlichsten Bedrohungen durch Schadsoftware weltweit und verursacht durch das Nachladen weiterer Schadprogramme aktuell hohe Schäden auch in Deutschland.

Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) hat in den vergangenen Tagen eine auffällige Häufung an Meldungen zu schwerwiegenden IT-Sicherheitsvorfällen erhalten, die im Zusammenhang mit Emotet stehen. In Einzelfällen ist es durch Ausfälle der kompletten IT-Infrastruktur sogar zu Einschränkungen kritischer Geschäftsprozesse gekommen, die zum Teil Schäden in Millionenhöhe nach sich ziehen. Daneben sind dem BSI weitere Fälle mit weniger schwerem Verlauf gemeldet worden, bei denen Malware-Analysten des BSI Emotet-Infektionen nachweisen konnten.

Emotet wird derzeit über groß angelegte Spam-Kampagnen verteilt und stellt daher eine akute Bedrohung für Unternehmen, Behörden und Privatanwender dar. Das BSI hat deshalb vor Emotet gewarnt und effektive umfassende Schutzmaßnahmen empfohlen. Angepasst an die Zielgruppen Unternehmen und Privatanwender sind diese auf den Webseiten des BSI abrufbar.

Emotet ist professionelle Cyber-Kriminalität

Dazu erklärt BSI-Präsident Arne Schönbohm: „Emotet ist nach unserer Einschätzung ein Fall von Cyber-Kriminalität, bei der Methoden hochprofessioneller APT-Angriffe adaptiert und automatisiert wurden. Wir fordern Unternehmen und Organisationen auf, ihre IT-Infrastruktur und insbesondere ihre kritischen Geschäftsprozesse vor dieser Art der Bedrohung zu schützen und ihre IT-Sicherheitsmaßnahmen angemessen auszubauen.“ Durch geeignete Prävention könne das Risiko einer Infektion mit Emotet erheblich gemindert werden, betont Schönbohm.

Durch das sogenannte „Outlook-Harvesting“ ist Emotet in der Lage, authentisch aussehende Spam-Mails zu verschicken. Dazu liest die Schadsoftware Kontaktbeziehungen und seit einigen Wochen sogar E-Mail-Inhalte aus den Postfächern bereits infizierter Systeme aus. Diese Informationen nutzen die Täter zur Verbreitung des Schadprogramms in nachfolgenden Spam-Kampagnen, bei denen Empfänger fingierte E-Mails von Absendern erhalten, mit denen sie erst kürzlich in Kontakt standen. Das BSI rechnet künftig mit einer weiteren Zunahme an gut gemachten, automatisierten Social-Engineering-Angriffen dieser Art, die für Empfänger kaum noch zu identifizieren sind.

Komplettausfall von Netzwerken möglich

Emotet verfügt zudem über die Möglichkeit, weitere Schadsoftware nachzuladen, sobald ein Computer infiziert wurde. Diese Schadprogramme ermöglichen den Angreifern das Auslesen von Zugangsdaten und vollständigen Remote-Zugriff auf das System. Zuletzt wurde insbesondere der Banking-Trojaner „Trickbot“ nachgeladen, der sich auf verschiedenen Wegen selbstständig in einem Netzwerk ausbreiten kann. Je nach Konfiguration ist es dabei zu Ausfällen kompletter Unternehmensnetzwerke gekommen.

Die Schadprogramme werden aufgrund ständiger Modifikationen zunächst meist nicht von gängigen Virenschutzprogrammen erkannt und nehmen tiefgreifende Änderungen an infizierten Systemen vor. Bereinigungsversuche bleiben in der Regel erfolglos und bergen die Gefahr, dass Teile der Schadsoftware im System bleiben. Infizierte Systeme sind daher grundsätzlich als vollständig kompromittiert zu betrachten und müssen neu aufgesetzt werden. In mehreren dem BSI bekannten Fällen hatte dies Produktionsausfälle zur Folge, da ganze Unternehmensnetzwerke vollständig neu aufgebaut werden mussten.

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