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Digitalisierung schafft neue Geschäftsmodelle in der Industrie

Vernetzte Maschinen, die miteinander kommunizieren, Roboter, die Reparaturen durchführen, die automatisierte Wartung von Anlagen: In deutschen Fabrikhallen ist die nächste industrielle Revolution, die Industrie 4.0, in vollem Gange. Sie verändert nicht nur einzelne Abläufe und Prozesse, sondern sorgt für die Entstehung ganz neuer Geschäftsmodelle.

Eine repräsentative Befragung von 555 Industrieunternehmen ab 100 Mitarbeitern im Auftrag des Branchenverbands Bitkom hat ergeben, dass fast zwei Drittel (65 Prozent) aller Unternehmen, die digitale Anwendungen nutzen oder planen, einen starken Einfluss dieser Technik auf ihr Geschäftsmodell feststellen. 46 Prozent sagen, dass komplett neue Produkte und Dienstleistungen entwickelt oder geplant werden. 22 Prozent verändern bestehende Produkte oder haben dies vor. Jedes fünfte Unternehmen nimmt im Zuge von Industrie 4.0 bisherige, nicht mehr benötigte Produkte und Dienstleistungen sogar vom Markt.

„Ob Fahrzeugbau, Maschinenbau oder Elektronik – Industrie 4.0 sorgt dafür, dass traditionelle Geschäftsmodelle in allen Branchen durch neue Technologien ergänzt, optimiert oder sogar ganz ersetzt werden“, sagt Bitkom-Präsident Achim Berg. „Unternehmen können ihre Produkte auf ganz neue Weise anbieten. Dadurch werden sie nicht nur serviceorientierter, sie bleiben vor allem international wettbewerbsfähig. Wir sehen deutlich, dass die eigentliche Revolution von Industrie 4.0 nicht allein in der Produktion, sondern bei den Geschäftsmodellen stattfindet. Daher sollte jedes Unternehmen sein Geschäftsmodell auf den digitalen Prüfstand stellen.“

Industrieunternehmen, die im Zuge von Industrie 4.0 Produkte oder Dienstleistungen verändern, setzen mehrheitlich auf plattformbasierte Geschäftsmodelle. 83 Prozent entwickeln selbst digitale Plattformen neu oder weiter. Auf ihnen können Produkte vertrieben oder Kunden mit Lieferanten vernetzt werden. 43 Prozent haben Pay-Per-Use-Modelle eingeführt: Damit verschiebt etwa ein Maschinenbauer seinen Fokus weg vom reinen Verkauf der Geräte. So kann er die Nutzung einer Maschine je nach Bedarf als Dienstleistung abrechnen: Je mehr der Kunde mit der Maschine produziert, desto höher ist der Ertrag für den Maschinenbauer. Dieser kann die gewonnenen Daten dann nutzen, um neue Services anzubieten, etwa wenn es um vorausschauende Wartung geht.

„Smarte Produkte sind Basis für neue Geschäftsmodelle“, bilanziert Berg. Immerhin 14 Prozent der befragten Unternehmen, in denen neue Produkte und Dienstleistungen im Zuge von Industrie 4.0 entwickelt werden, nutzen bereits solche datenbasierten Geschäftsmodelle. 

Insgesamt gaben 92 Prozent der befragten Nutzer und Planer von Industrie 4.0 an, in Bezug auf Industrie 4.0 eine Strategie entweder für einzelne Bereiche ihres Unternehmens oder für das Gesamtunternehmen zu verfolgen. Die übergroße Mehrheit (94 Prozent) hat diese Strategie mit eigenen Mitarbeitern, etwa einem Chief Digital Officer, entwickelt. 44 Prozent setzten auf eine Kooperation mit mittelständischen oder großen IT-Unternehmen, 31 Prozent zogen externe Berater heran, 12 Prozent setzten auf das Know-how von wissenschaftlichen Einrichtungen. 5 Prozent kooperierten außerdem mit Startups.

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